Das Meninx-Projekt/The Meninx Archaeological Project (Ritter)
Meninx war in der Antike der namengebende Hauptort der Insel Djerba. Die weitläufige, an einer Meeresbucht gelegene Hafenstadt war eines der wichtigsten Produktionszentren von Purpur im gesamten Mittelmeerraum. Die Siedlung wurde im 4. Jh. v. Chr. gegründet und entwickelte sich zu einer der größten Metropolen im römischen Nordafrika.
Seit 2015 untersuchen wir die Stadtgeschichte von Meninx im Rahmen einer tunesisch-deutschen Forschungskooperation zwischen dem Institut für Klassische Archäologie der LMU (Stefan Ritter) und dem Institut National du Patrimoine, Tunis (Sami Ben Tahar). Diese, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Unternehmung besteht aus zwei, aufeinander aufbauenden Projekten mit unterschiedlicher Zielsetzung.
Im Rahmen des Projektes „Archäologische Untersuchungen zur Stadtgeschichte von Meninx (Djerba)“ (2015–2019) wurde zunächst der Kernbereich der kaiserzeitlichen Stadt mit einer großflächigen Magnetometerprospektion sondiert, um Aufschluss über die urbane Struktur zu bekommen. Der neue Stadtplan bildete dann die Grundlage, um in zwei Feldforschungskampagnen 2017 und 2018 durch stratigraphische Grabungen exemplarischen Einblick in die verschiedenen historischen Phasen zu gewinnen. Zugleich wurden weitere Stadtbereiche prospektiert und auch unterwasserarchäologische Untersuchungen durchgeführt, um die Frage nach den Hafenanlagen von Meninx zu klären. Die vielfältigen Ergebnisse dieser Forschungen wurden 2022 in der Monographie „Studies on the Urban History of Meninx (Djerba). The Meninx Archaeological Project 2015–2019“ publiziert.
Auf dieser Basis verfolgt das aktuelle DFG-Projekt „Studien zur frühen Stadtgeschichte von Meninx“(ab 2023) den Zweck, mittels gezielter Ausgrabungen grundlegende Fragen zur frühen Stadtentwicklung zu beantworten. Im Fokus stehen die Jahrhunderte von der Siedlungsgründung bis in die frühe Kaiserzeit, die in anderen antiken Städten Nordafrikas noch wenig erforscht sind. Von diesen Untersuchungen ist Aufschluss darüber zu erwarten, wie man sich die Siedlung in der Gründungsphase vorzustellen hat und wie sich die Stadt in der Folgezeit entwickelte, bevor sie im Zuge einer tiefgreifenden urbanistischen Neugestaltung ab dem späten 1. Jh. n. Chr. ihre finale, im Magnetometerbild greifbare Struktur erhielt.