Klassische Archäologie
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Meninx: Überblick zur Stadtgeschichte

Die folgenden Informationen basieren auf den Texten und Bildern der Schautafeln, die 2018 für den Archäologischen Park in Meninx angefertigt wurden (MAP: Meninx Archaeological Project).

Stadtgeschichte I: Die punische Zeit

meninx - bild 2019_3                  

Mittelmeerkarte mit den phönizischen Handelsrouten (MAP, N. Lamare) | Punische Transport-Amphora (MAP, S. Ben Tahar)

Die neuesten archäologischen Untersuchungen auf Djerba konnten eine Besiedlung bereits in vor-und frühgeschichtlicher Zeit nachweisen, namentlich in Henchir Bourgou, Henchir Tawririt und Guellala. Mit der phönizischen Expansion im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. wurde Djerba allmählich in das mediterrane Seehandelsnetz der Phönizier integriert, und die Insel fand Zugang zu den intensiv genutzten Handelsrouten, die den Vorderen Orient mit dem westlichen Mittelmeergebiet verbanden und vor allem der Suche nach kostbaren Metallen galten. Auf Djerba führte dieser rege Fernhandel dann offenbar zu einer tiefgreifenden Neustrukturierung des bisherigen Lebensraumes: Die Bevölkerung Djerbas, die in vorgeschichtlicher Zeit im Binnenland gesiedelt hatte, verlegte ihre Siedlungsplätze zunehmend an die Küste, angezogen von der enormen wirtschaftlichen Dynamik, die ab dem 5. Jh. v. Chr. von den phönizischen Karthagern, also den Puniern ausging.

     

Tiefensondage in einem 2017 ausgegrabenen Wohnhaus (MAP, N. Lamare) | Keramik des frühen 3. Jhs. v. Chr. aus dem 2017 ausgegrabenen Haus (MAP, S. Holzem)

In diesem historischen Kontext setzte offenbar die Siedlungsgeschichte von Meninx ein. Die frühesten datierbaren Funde, die bei den bisherigen Ausgrabungen zutage kamen (attische Keramik), stammen aus dem 4. Jh. v. Chr. Reste früher Gebäude und zahlreiche Funde bezeugen, dass damals bereits intensive Bauaktivitäten stattfanden und auch die Purpurproduktion einsetzte.

Stadtgeschichte II: Die römische Kaiserzeit

meninx - bild 2019_1    

Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion 2015, mit Befundinterpretation (MAP, J. Fassbinder, L. Kühne, S. Ritter) | Satellitenbild mit den Prospektionsergebnissen 2015 (MAP – Google Earth)

In der römischen Kaiserzeit erstreckte sich das Stadtgebiet mehr als 1 km entlang der Küste und bis zu 500 m ins Inland. In der Zeit zwischen dem späteren 1. Jh. und dem frühen 3. Jh. n. Chr. erlebte Meninx einen Bauboom, der sich vor allem in der Errichtung großer und kostspieliger öffentlicher Bauten niederschlug.
An Freizeitbauten sind bislang das Amphitheater im Westen der Stadt und das nordöstlich des Stadtzentrums am Meer gelegene Theater bekannt, das mit einem Gesamtdurchmesser von ca. 105 m zu den größten Theatern im römischen Nordafrika gehört.

      

Blick auf den 2017 ausgegrabenen Badekomplex (MAP, C. Lehnert) | Marmorstatuette des Jupiter, aus dem 2017 freigelegten Bad (MAP, S. Holzem)

Deneben besaß Meninx mehrere Badegebäude. Von diesen sind heute nur die nördlich des Stadtzentrums gelegenen ‘Nord-Thermen’ oberirdisch sichtbar, zu erkennen an den imposanten Resten eingestürzter Gewölbedecken, Badebecken und Zisternen. Daneben gab es auch private Bäder, die in Wohnhäuser integriert waren. Dies bezeugt eindrücklich ein reich ausgestatteter Badekomplex, der 2017 südwestlich des Forums ausgegraben wurde.
Die Stadt verfügte sodann über eine größere Zahl an Heiligtümern. Mehrere monumentale Tempel sind im Umfeld des Forums durch ihre im Gelände verstreuten, reich verzieren Architekturblöcke bezeugt, die den Reichtum der Stadt in der römischen Kaiserzeit belegen. Weitere Heiligtümer traten, über das Stadtgebiet verstreut, bei den geophysikalischen Prospektionen zutage.
Vor allem aber verfügte Meninx über etliche Großbauten wirtschaftlicher Funktion, die sich im Bereich der heutigen Küste konzentrieren. Hier lagen mehrere monumentale Speicherbauten, darunter die bereits ausgegrabenen Horrea und das Macellum. Am Forum selbst erhob sich die prächtig ausgestattete Marktbasilika (hierzu jeweils s. u.).

Stadtgeschichte III: Die Spätantike

 

Karte des byzantinischen Reiches unter Justinian (527–565 n. Chr.) | Bronzemünze Constantins I., 318/19 n. Chr. (MAP, S. Holzem)

Seit der zweiten Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. erscheint in den Schriftquellen als Hauptstadt der Insel anstelle von Meninx ein anderer Name: Girba. Mehrere Indizien deuten darauf, dass diese Stadt mit Meninx identisch sein könnte und die alte Metropole somit ihren Namen wechselte. In den Schriftquellen wird Girba im frühen 4. Jh. n. Chr. als Bischofssitz erwähnt.
Aus der Spätantike sind die Ruinen zweier Kirchen nah bei Meninx erhalten. Der eine Kirchenbau liegt westlich außerhalb der antiken Stadt („Basilika B“) und der andere im Nordosten an der heutigen Küste („Basilika A“).
Seit der Zeit um 400 n. Chr. scheint das vormalige Stadtzentrum von Meninx an Bedeutung verloren zu haben, da nunmehr etliche Bauten in ruiniertem Zustand aufgelassen wurden. Aber die Stadt wurde keineswegs flächendeckend aufgegeben: Im Umfeld des Forums kamen die Reste reicher Privatbauten zutage, die von einer fortdauernden Kontinuität der Besiedlung und einer beachtlichen wirtschaftlichen Blüte in vandalischer und byzantinischer Zeit zeugen. Vor allem die Fundkeramik zeigt, dass die Stadt weiterhin intensiv sowohl in den innerafrikanischen Handel als auch in den Fernhandel eingebunden war.

Das Forum

    

Blick auf das Forum, nach Südwesten (MAP, S. Ritter) | Rekonstruktionsskizze der Forumsbasilika (MAP, J. Lipps, L. Stoessel, T. Bitterer)

In römischen Städten war das Forum der Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens. Zur üblichen Bebauung um einen solchen zentralen Platz gehörten Verwaltungsgebäude, einer oder mehrere Tempel und eine Marktbasilika.
In Meninx ist die Größe des Forums derzeit noch nicht genau zu bestimmen. Zahlreiche Bauglieder von roten Säulen zeigen, dass der von Hallen gesäumte Platz nordwestlich der Basilika zu lokalisieren ist. Der oberen Wandarchitektur dieser Säulenhallen sind mehrere verzierte Pfeiler zuzuordnen, deren Reliefschmuck unterworfene Orientalen und die Siegesgöttin Victoria vorführt (heute in Tunis und im Louvre von Paris). Bei den Ausgrabungen 2017 wurden zudem erstmals Teile der Säulenhallen im Norden und Osten des Forumsplatzes freigelegt.
Die Basilika von Meninx war eines der prächtigsten Bauwerke der römischen Stadt. Der unmittelbar am Forum gelegene Bau bestand aus einem von Säulen gerahmten Mittelschiff, das von einem umlaufenden Seitenschiff umgeben war. Der Fußboden war mit grünen rechteckigen Platten gepflastert. Aus grünem Import-Marmor (Cipollino, von der Insel Euböa im heutigen Griechenland) bestehen die monolithen, jeweils aus einem Block gefertigten Säulen, die auf attischen Basen aus prokonnesischem Marmor (von der Marmara-Insel in der heutigen Nordwesttürkei) standen. In der Basilika selbst sind heute noch einige Säulenbasen zu sehen, und im Umfeld liegen etliche unterschiedlich große Säulen sowie und aufwendig ornamentierte Gesims-Fragmente aus prokonnesischem Marmor.
Die Basilika, für deren Errichtung Baumaterial aus weit entlegenen Gegenden Europas und Asiens herangeschafft wurde, entstand im mittleren 2. Jh. n. Chr., in der baulichen Blütezeit der Stadt. In nachantiker Zeit wurde das Gebäude zum Teil absichtlich zerstört, um das wertvolle Material für andere Bauten zu nutzen.

Das Wirtschaftsleben von Meninx I: Die Hafenanlagen

 

Mittelmeerkarte mit Herkunft der bislang in Meninx gefundenen Marmorsorten (MAP, D. Beck) |  Konsolengeison aus pentelischem Marmor, von einem Tempel des frühen 2. Jhs. n. Chr. am Forum (MAP, S. Ritter)

Die starke wirtschaftliche Orientierung der Stadt zum Meer hin erforderte eine entsprechende Infrastruktur für den Schiffsverkehr. Meninx lebte maßgeblich vom Übersee-Export des kostbaren Purpur-Farbstoffes und importierte selbst Waren aus dem gesamten Mittelmeerraum. Hierzu zählen vor allem Keramikgefäße, Marmor und Nahrungsmittel wie Wein, Getreide oder Fischsaucen.

            

Satellitenbild des Golfes von Bou Ghrara (Google Earth) | Rekonstruktionsskizze der antiken Küstenzone beim Macellum, mit kaiserzeitlichem Pier (MAP, M. Fiederling, T. Bitterer)

Lange Zeit war unklar, wo der Hafen von Meninx lag. In dieser Frage haben erst die unterwasserarchäologischen Untersuchungen Klarheit gebracht, die im Rahmen unseres Forschungsprojektes von Tauchern der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie (BGfU) begonnen wurden.
Von zentraler Bedeutung für den Schiffsverkehr von Meninx war der breite und tiefe Unterwasserkanal, der vom Meer her durch die Flachwasserbucht vor Meninx zieht und in einer Entfernung von ca. 400 m vor der heutigen Küstenlinie parallel zur antiken Stadt verläuft.
Aus den unterwasserarchäologischen Untersuchungen ergab sich folgendes Bild. In der Antike bildeten die Großbauten entlang der heutigen Küste (vom Macellum bis zum Theater und darüber hinaus) meerwärts die letzte Bebauungszone der Stadt. Dieser Küstenbebauung war eine flache Strandzone von ca. 70 m Breite vorgelagert. Auf diese folgte zum Meer hin eine ausgedehnte, ca. 300 bis 400 m breite Flachwasserzone, die sich bis zu dem tiefen Unterwasserkanal erstreckte, der auf einer Länge von ca. 2 km parallel an der Stadt vorbeiläuft und als Schifffahrtsweg diente. Die Schiffe fuhren, vom Mittelmeer kommend, über den Unterwasserkanal in die Bucht ein, um von hier aus zu den Anlegestellen zu gelangen.

Das Wirtschaftsleben von Meninx II: Die Purpur-Produktion

Murex-Schneckengehäuse aus Meninx (MAP, P. Scheding)

Der wirtschaftliche Reichtum von Meninx beruhte in erster Linie auf der Produktion des kostbaren Purpur-Farbstoffes.
Dieser Farbstoff wurde aus dem Sekret der Purpurschnecke gewonnen (murex trunculus und murex brandaris). Zur Herstellung eines Gramms reinen Purpurs sind ungefähr 10.000 Schnecken erforderlich. Der Herstellungsprozess wird von Plinius dem Älteren beschrieben. Die noch lebenden Stachelschnecken wurden geöffnet, die farbhaltige Drüse entfernt und dann drei Tage in großen Becken in Salz eingelegt. Anschließend wurde die Masse gereinigt und durch Kochen auf ein Sechzehntel der ursprünglichen Menge eingedickt. Hierbei wurde die Masse in Metallbecken zunächst auf kleinem Feuer bis zu zehn Tage lang erhitzt, wobei verunreinigende Partikel immer wieder entfernt wurden. Zum Schluss wurde der ursprünglich schwachgelbliche Stoff gefiltert und so lange gekocht, bis der gewünschte Farbton erreicht war.
Von der intensiv betriebenen Purpur-Produktion in Meninx zeugen noch die ausgedehnten, dicht mit Schneckengehäusen versetzten Schutthügel, die sich über das gesamte Stadtgebiet verteilen.

Das Wirtschaftsleben von Meninx III: Der Keramik-Handel

      

Mittelmeerkarte mit den Produktionszentren der in Meninx gefundenen Import-Amphoren (MAP, S. Ben Tahar, K. Mansel, T. Mukai) | Summer School zur Fundkeramik aus Meninx, März 2018 (MAP, K. Mansel)

Die antiken Keramikfunde aus Meninx bieten ein breites Formenspektrum und liefern wichtige Informationen zum Wirtschaftsleben der Stadt.
Die zahlreichen Fragmente, die im Zuge der tunesisch-deutschen Ausgrabungen gefunden wurde, reichen bis in das 4. Jh. v. Chr. zurück. Sie bezeugen für das 3. und 2. Jh. v. Chr. intensive Handelsbeziehungen mit der Metropole Karthago, woher sowohl Nahrungsmittel (vor allem Wein) als auch elegantes Tafelgeschirr (schwarzgefirnisste Gefäße) bezogen wurden. Zugleich bestanden, wie vor allem die Import-Amphoren zeigen, rege Verbindungen nach Tripolitanien (das heutige westliche Libyen und ein Teil Südtunesiens) sowie nach Italien und Sizilien. Nach der Zerstörung Karthagos im Jahre 146 v. Chr. ist eine beträchtliche Intensivierung der Importe aus Italien festzustellen, die bis in frühe römische Kaiserzeit (Mitte des 1. Jhs. n. Chr.) andauerte.

            

Keramik aus einem Befundkontext des frühen 3. Jhs. n. Chr. am Forum, 2018 (MAP, B. Schumann) | Krug aus einem Befundkontext des späten 4. / frühen 5. Jhs. n. Chr., 2017 (MAP, S. Holzem)

Im 2. und 3. Jh. n. Chr. erlebte Meninx eine wirtschaftliche und bauliche Blütezeit. Damals importierte die Stadt in großem Umfang Sigillata-Gefäße (gehobenes, glänzend rot überzogenes Tafelgeschirr) aus den Produktionszentren in Nord- und Zentraltunesien, Kochkeramik aus Karthago und anderen Produktionsorten im heutigen Tunesien sowie Amphoren aus der tunesischen Sahelzone (die östliche Küstenzone Tunesiens).
Seit dem späteren 4. Jh. n. Chr. dominieren unter der afrikanischen Sigillata-Keramik Kochgefäße aus der Byzacena (das heutige Mittel- und Nordtunesien), aus Tripolitanien und von der Insel Pantelleria. Unter den Amphoren finden sich nun vermehrt Importe aus dem östlichen Mittelmeerraum (Griechenland und Zypern), aus Sizilien sowie aus verschiedenen Regionen Nordafrikas.
Zwischen dem mittleren 5. und dem mittleren 6. Jh. n. Chr. kamen nach Meninx in bemerkenswertem Umfang Sigillata-Gefäße aus Zentraltunesien (Region um Kairouan) und der nördlichen Byzacena (Sidi Khelifa). Die meisten Amphoren zum Transport von Wein und Garum, der römischen Fischsauce stammen aus der Gegend um Nabeul an der nordost-tunesischen Mittelmeerküste.
Die späteste Fundkeramik aus Meninx datiert in die zweite Hälfte des 7. Jhs. n. Chr. und besteht unter anderem aus späten, geringerwertigen Sigillata-Gefäßen sowie Amphoren, die teilweise aus der tunesischen Sahelzone stammen.

Das Wirtschaftsleben von Meninx IV: Das Macellum und die Horrea

Übersichtsplan des Zentrums von Meninx mit den wichtigsten der bislang identifizierten Bauten (MAP, N. Lamare) | Das Macellum im Magnetometer-Bild (MAP, J. Fassbinder)

Bei den geophysikalischen Prospektionen trat südlich des Forums unter dem heutigen Küstenhorizont in großer Klarheit ein großes quadratisches Gebäude mit einer Seitenlänge von ca. 60 m zutage. Das südöstliche Drittel des Baues liegt unter dem heutigen, seit der Antike angestiegenen Meeresspiegel. Die charakteristische Struktur des Baues zeigt, dass es sich um ein Macellum, also eine römische Markthalle handelt. Im Zentrum der Anlage liegt ein offener Hof, der mit weiß-gelblichen Kalksteinplatten gepflastert war. In der Mitte des Hofes befindet sich eine runde Struktur, deren Steinpflasterung noch heute im Küstenboden sichtbar ist und auf der einst ein kleiner, von Säulen umgebener Rundbau (Tholos) stand. Der große, offenbar von Säulenhallen eingefasste Hof wird auf allen vier Seiten von kleinen Ladengeschäften umrahmt. Solche Markhallen dienten dem Verkauf von Lebensmitteln, vor allem Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse und Delikatessen. Die Grabungen 2017 haben ergeben, dass das Macellum im frühen 2. Jh. n. Chr. errichtet wurde.

     

Grundrissplan der Horrea (MAP, K. Wolf, nach N. Jmour / E. Fentress 2009) | Rekonstruktionsskizze der Horrea (MAP, D. Joch, T. Bitterer)

Als Horrea werden Speicherbauten zur Lagerung von Waren, vor allem Lebensmitteln (Getreide, Olivenöl, Wein, Fischprodukte) bezeichnet, die entweder für den Export und/oder für die Verteilung vor Ort bestimmt waren.
Die Horrea von Meninx wurden bereits in den Jahren nach 2000 teilweise ausgegraben. Sie bestehen aus einem langen schmalen, straßenartigen Hof, der mit Platten aus importiertem Kalkstein (vom Jbel Dissa, bei Gabès) gepflastert ist. Der lang gestreckte Hof wird von Säulenhallen eingefasst, von denen noch etliche Säulenbasen und auch einige Säulen zu sehen sind. Dahinter liegen jeweils unterschiedlich große Räume aneinandergereiht.
Der südöstliche Flügel des Gebäudes ist mindestens 21 m lang und besteht aus neun langestreckten Räumen, von denen einer eine große Zisterne beherbergt. Die quer angelegten Mauerzüge in einigen Räumen dienten wahrscheinlich als Aufleger für hölzerne Fußbodenkonstruktionen, um verderbliche Güter trocken zu lagern. Die Räume aus der nordwestlichen Seite des Hofes sind weniger tief.
Die unregelmäßige Struktur des Baues, mit sowohl langen schmalen als auch kurzen, nahezu quadratischen Räumen deutet auf eine gemischte Nutzung. Das Gebäude diente offenbar nicht nur zur Lagerung, sondern auch zum Verkauf von Waren.
Die Wiederverwendung älterer Bauglieder in einigen Mauern zeigt, dass die in der mittleren Kaiserzeit erbauten Horrea in spätantiker Zeit tiefgreifend umgestaltet wurden. Gegen Ende der Spätantike wurden in einigen Räumen Steinkasten-Gräber angelegt, die die endgültige Aufgabe der einst so regen wirtschaftlichen Aktivitäten belegen.

Die Wohnhäuser

             

Blick auf das 2017 ausgegrabene Wohnhaus (MAP, N. Lamare) | Rekonstruktion eines römischen Wohnhauses in Meninx (E. Fentress 2009)

Bei den tunesisch-deutschen Grabungen 2017 wurde ein antikes Wohnhaus ausgegraben, das von punischer Zeit bis zum Ende der Spätantike bewohnt wurde.
Die frühesten Mauern dieses Gebäudes sind spätestens in das 1. Jh. v. Chr. zu datieren. In dieser ersten Bauphase wurde ein zentraler Innenhof angelegt, unter dessen Boden eine aufwendig gemauerte Zisterne zur Sammlung des Regenwassers liegt. Der Hof ist auf allen vier Seiten von Wohnräume umgeben.
Dieses Haus wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach umgestaltet. In augusteischer Zeit (frühes 1. Jh. n. Chr.) wurden der Hof mit einem wasserdichten Mörtelboden versehen, und zugleich wurden mehrere Räume mit Fußbodenmosaiken ausgestattet. Spätere Umbauten treten in der Anlage neuer Mauern und höherliegender Fußböden zutage. Die letzte Nutzungsphase reicht bis in die byzantinische Zeit (6.–7. Jh. n. Chr.). Damals wurden die Mosaikböden der Wohnräume sowie der Hof mit schlichten Böden aus Stampferde bedeckt, und mit der Zusetzung bestehender Türen wurde die Zugangssituation einiger Räume verändert.
Einige andere, allerdings nur sehr partiell ausgegrabene Wohnhäuser in Meninx weisen einen ähnlichen Grundriss auf. Dieser Haustyp mit Räumen, die um einen zentralen Hof herum angelegt sind, ist charakteristisch für das antike Nordafrika. In der Struktur und auch in der Raumgestaltung sind diese Hofhäuser sowohl vom punischen Hausbau als auch vom römischen Hausbau in Italien geprägt.