Klassische Archäologie
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Grabungskampagne 2023: Arbeitsschritte

Die fünfwöchige Grabungskampagne fand vom 8. Sept. bis zum 13. Okt. statt, und die Fundbearbeitung erfolgte, um eine Woche versetzt, vom 15. Sept. bis zum 20 Okt. 2023.
Die zahlreichen Ergebnisse der Grabungen und der Fundbearbeitung befinden sich derzeit in der Phase der Aufarbeitung, Informationszusammenführung und Auswertung.

Stratigraphische Grabungen:

Angesichts der Fokussierung des Projektes auf die Frühzeit von Meninx wurde mit den neuen Grabungen im Umfeld des Forums begonnen, wo sich der älteste Siedlungskern befindet. In diesem Bereich wurden vier Grabungsschnitte angelegt, die jeweils an Areale anschließen, die bereits 2017/2018 erkundet wurden. In allen vier Schnitten gelang es, in die vor- und frührömischen Siedlungsschichten vorzudringen.

               

• Schnitt 14 (Leitung Lena Gabler):
Dieser Schnitt wurde, ausgehend von den früheren Grabungen in Schnitt 4, nach Süden zur Mitte des Forumsplatzes hin angelegt. Da die Platten sowohl der mittelkaiserzeitlichen als auch der augusteischen Forumspflasterung bereits in der Antike weitestgehend entfernt worden waren, war es möglich, die hierunter versiegelten früheren Schichten auf größerer Fläche und im Zusammenhang freizulegen. Die Grabungsbefunde zeigten, dass dieser Bereich in den Jahrhunderten von der Siedlungsgründung im mittleren 4. Jh. v. Chr. bis zur Anlage des augusteischen Forumsplatzes für vornehmlich wirtschaftliche Aktivitäten genutzt wurde: mit lediglich ephemeren Baustrukturen, von denen vor allem zahlreiche und zu verschiedenen Zeiten eingetiefte Pfostenlöcher zeugen.

 

               

• Schnitt 15 (Leitung Marcel Deckert):
Dieser Schnitt wurde, unter Anschluss an den vorherigen langen Schnitt 7, nach Osten zum Forumsplatz hin angelegt. In diesem Areal wurden drei kaiserzeitliche Bebauungsbereiche ausschnitthaft erfasst: im Nordwesten die Eingangsfront einer Häuserzeile, davor eine zum Forum führende Pflasterstraße und, auf deren anderer Seite, die monumentalen Fundamente des lange gesuchten ‚Süd-Tempels‘, der das Forum im Südwesten begrenzte. In den darunterliegenden Schichten kamen an mehreren Stellen vorrömische Befunde zutage, deren Fundmaterial bis in das 4. Jh. v. Chr. zurückreicht.

 

               

• Schnitt 16 (Leitung Sebastian Kranz):
Dieser Schnitt wurde nördlich des Thermengebäudes, das 2017 und 2018 in Schnitt 3 freigelegt worden war, angelegt, um Aufschluss über die Baugeschichte in diesem südwestlichen Außenbereich des Forums zu gewinnen. Hier traten zahlreiche, dicht gesetzte Mauern einander überlagernder Bauten zutage, die von einer intensiven Bautätigkeit seit der frühen Kaiserzeit zeugen. Hierzu zählt ein bislang unbekannter Monumentalbau, der offenbar zur frühkaiserzeitlichen Randbebauung des Forums gehörte. In den untersten Schichten, die zwischen den Mauern zugänglich waren, traten vorrömische Befunde zutage, deren ältestes Fundmaterial aus dem 2. Jh. v. Chr. stammt.

 

               

• Schnitt 17 (Leitung Nick Ray):
Dieser Schnitt wurde im Norden des in spätpunischer Zeit errichtete Wohnhauses, das 2017 in Schnitt 2 ergraben worden war, angelegt. Hier kam ein weiterer Wohntrakt zutage, der ebenfalls bereits im mittleren 2. Jh. v. Chr. errichtet und mit einer stattlichen Zisterne ausgestattet wurde. Dieses Gebäude blieb in seiner Grundstruktur bis in die Spätantike in Benutzung, erfuhr dabei aber, wie etliche neue Mauern und höher angelegte Fußböden zeigen, im Laufe der Jahrhunderte erhebliche Umstrukturierungen. Das Fundmaterial reicht vom 3. Jh. v. Chr. bis zur Aufgabe der Stadt im 7. Jh. n. Chr.

 

               

Bearbeitung und Analyse der Funde (Leitung Karin Mansel):
Die zahlreichen Funde wurden in der Fundabteilung im Bordj Ghazi Mustapha in Houmt Souk bearbeitet: d. h. gereinigt, sortiert, klassifiziert, in excel-Listen dokumentiert, fotografiert, teils restauriert und schließlich deponiert. Die erhobenen Daten wurden in die Grabungsdatenbank iDAI.field 2 eingegeben und hier mit den Befunden, aus denen sie stammen, verlinkt.
Um die Ergebnisse der Keramikanalysen zeitnah für die Auswertung der Grabungsbefunde verfügbar zu machen, wurden die gnostischen Scherben in einer tabellarischen Übersicht erfasst, in der die einzelnen stratigraphischen Einheiten (SE) mit ihrer Keramikzusammensetzung und der hieraus abgeleiteten Datierung dokumentiert sind. Insgesamt konnten während der Kampagne bereits 121 (vorwiegend vor- und frührömische) SE klassifiziert und mehr als 21.000 Gefäßkeramik-Scherben bearbeitet werden. Unter den Gefäßen aus den frühen SE dominieren Amphoren unterschiedlicher Provenienz, und dazu gesellen sich verschiedene Formen von Trink-, Speise- und Kochgeschirr, wobei neben den zahlreichen Importen in geringerer Zahl auch freigeformte Gefäße aus lokaler Produktion vertreten sind.
Unter den übrigen, bereits aus späteren kaiserzeitlichen SE stammenden Funden befinden sich in größerem Umfang marmorne Architekturelemente, Fragmente von Marmorskulpturen und bemaltem Putz, dazu Münzen und diverse Kleinfunde (wie Beinnadeln oder Spielsteine). Tierknochen und Pflanzenreste wurden jeweils eigens nach gattungsbezogenen Standards bearbeitet.