Klassische Archäologie
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Das Meninx-Projekt ab 2015: Entstehung und Ziele (with English summary)

Das Meninx-Projekt: Entstehung

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Auslöser für das Projekt war die enorme Kluft zwischen der Bedeutung der antiken Stadt und ihrer Erforschung: Meninx spielte als Metropole eine herausragende Rolle für die gesamte Küstenregion der Kleinen Syrte und war zudem durch den Purpur-Handel auch überregional weit vernetzt, doch sind ihre Größe, Binnenstruktur und Geschichte nur sehr ausschnitthaft bekannt. Dabei sind die Ausgangsbedingungen für archäologische Untersuchungen ausgesprochen günstig: Die ausgedehnten antiken Baustrukturen liegen in geringer Tiefe unter dem weithin flachen, leicht hügeligen Küstenboden versiegelt, ohne durch spätere Überbauungen oder andere tiefergehende Eingriffe gestört zu sein.
Um die Möglichkeiten eines Stadtforschungsprojektes in Meninx auszuloten, trafen sich Stefan Ritter und Sami Ben Tahar, der als Vertreter des Institut National du Patrimoine für die gesamte Insel zuständige Archäologe, im Herbst 2013 auf Djerba. Bald zeigte sich, dass auf beiden Seiten ein lebhaftes Interesse daran besteht, die Erforschung von Meninx im Rahmen eines Kooperationsprojektes voranzutreiben. Die beiden Initiatoren entwickelten alsbald ein gemeinsames Arbeitsprogramm und verfertigten einen Rahmenvertrag zwischen dem Institut für Klassische Archäologie der LMU und dem Institut National du Patrimoine, der dann im April 2015 unterzeichnet werden konnte. 

 Das Meninx-Projekt: Ziele

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Ziel des Projektes ist es, Aufschluss über die urbane Struktur von Meninx zu gewinnen und auf dieser Basis gezielt die Geschichte der Stadt zu erkunden. Das Arbeitsprogramm wurde dementsprechend zweistufig konzipiert.

  • Im ersten Schritt wurde im Kernbereich der kaiserzeitlichen Stadt eine großflächige Magnetometerprospektion durchgeführt, um ein zusammenhängendes Bild von der städtebaulichen Binnenorganisation zu gewinnen. Dieses Vorhaben wurde unter dem Projekttitel „Die urbane Struktur des antiken Meninx (Djerba)“ in einer zwölftägigen Prospektionskampagne im Oktober 2015 verwirklicht.
  • Auf dieser Arbeitsgrundlage untersuchen wir derzeit die Geschichte der Stadt. Zu diesem Zweck werden exemplarisch stratigraphische Grabungen durchgeführt. Um ein möglichst umfassendes Gesamtbild zu gewinnen, werden die Grabungen von weiteren archäologischen Untersuchungen flankiert. Zum einen wird die magnetometrische Prospektion weitergeführt, um die Randbereiche des kaiserzeitlichen Stadtraumes zu erkunden. Zum anderen werden, in Ergänzung zur terrestrischen Prospektion, erstmals unterwasserarchäologische Untersuchungen unternommen, um die vor der heutigen Küste unter dem Meeresspiegel liegenden Baustrukturen zu erforschen und dabei auch Aufschluss über die Hafenanlagen von Meninx zu gewinnen. Dieses Vorhaben trägt den Projekttitel „Archäologische Untersuchungen zur Stadtgeschichte von Meninx (Djerba)“ und wird in zwei Forschungskampagnen im Herbst 2017 und 2018 realisiert.

Im Ergebnis dieser konzertierten Untersuchungen soll herausgearbeitet werden, inwieweit sich die kulturgeographische und wirtschaftliche Sonderrolle, die Meninx in den verschiedenen Phasen seiner Geschichte spielte, im Erscheinungsbild der Stadt niederschlug. Das Projekt soll dazu beitragen, die topographische Kenntnislücke zwischen den tunesischen Küstenstädten und den tripolitanischen Metropolen Sabratha und Lepcis Magna zu schließen: durch ein besseres Verständnis der Bedeutung von Meninx, das über Jahrhunderte als Knotenpunkt zwischen dem mediterranen Seehandelsnetz und den auf dem gegenüberliegenden Festland in die Sahara führenden Handelsrouten fungierte.

Integraler Bestandteil des Projektes ist es, die Ergebnisse in angemessener Weise einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ziel ist es dabei, einerseits der Bevölkerung Djerbas ihre antike Vergangenheit als identitätsstiftendes kulturelles Erbe zu vergegenwärtigen und andererseits Touristen aus dem In- und Ausland an der Stelle der größten antiken Stadt auf Djerba die bedeutende Rolle dieser Insel in der Antike vor Augen zu führen.

Archaeological investigations on the urban history of Meninx (Jerba)

The aim of our Tunisian-German project is to shed light on the urban history of Meninx, the largest ancient city on the island of Jerba. The special significance of this spacious seaport lies in the fact that it had been one of the main production centers of purple in the Mediterranean. Having existed at least since the 4th century BC, Meninx expanded considerably in the 2nd and 3rd century AD, and persisted into Late Antiquity.

The impetus for our investigation was triggered by the results of a geophysical prospection conducted in 2015, during which a large area of the city was surveyed by means of magnetometry and which gave us, for the first time, insights into its urban structure. Emanating from this new data we are now going to focus on the urban history of Meninx. Starting from the surroundings of the Forum where the earliest settlement was situated, excavations will be conducted in some selected sanctuaries, commercial buildings and residential houses. We are particularly interested in the early settlement layers providing information on the previously unknown history of Meninx before the city was given a largely new structural design from the middle of the 2nd century AD onwards. To get a consistent picture of the diverse archaeological remains on the site, the excavations shall be accompanied by other investigations. We intend to continue the geophysical prospection to check the peripheral quarters of the city. And in accordance with the terrestrial prospection, we plan to conduct, for the first time at Meninx, underwater exploration, to investigate the structural remains off the modern shore, by which we also expect to gain new information on the harbor structures.

As a result of these interrelated investigations, we intend to explore the extent to which the cultural geography and the specific economic role of Meninx are reflected in the structure of the city. This study will hopefully contribute to fill the topographical gap between the ancient cities on the Tunisian East Coast and the coastal cities of Tripolitania (Sabratha, Lepcis Magna), and to gain a better understanding of the important role that Meninx played, as an epicentre between the Mediterranean trading network and the opposite mainland with its trading routes leading into the Sahara