Klassische Archäologie
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Die Prospektionskampagne 2015

Die Prospektionskampagne 2015: Ergebnisse

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Die Kampagne wurde vom 16.10. bis zum 28.10.2015 durchgeführt. Ziel war es, zu Beginn des Projektes zunächst eine Vorstellung von der weitläufigen Stadtanlage zu bekommen. Zu diesem Zweck haben wir mit einer empfindlichen Magnetometerprospektion einen ca. 600 m breiten und bis zu 200 m tiefen Küstenstreifen untersucht, der vom südwestlichen Randbereich des Forums bis zum Theaterviertel im Nordosten reicht.

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Die Magnetometerprospektion erbrachte erstmals ein zusammenhängendes Bild von dem weitläufigen Kernbereich der antiken Stadtanlage.

Hierbei ergab sich Aufschluss über das Straßennetz von Meninx. Das Untersuchungsgebiet wird von zwei langen, parallel zur Küste verlaufenden Hauptstraßen durchzogen. Die küstennahe Hauptstraße verläuft von Südwesten her am Macellum und der Rückseite der Forumsbasilika vorbei und stößt auf das Theater. Die zweite Hauptstraße, 60–90 m weiter landeinwärts, führt von Nordosten her hinunter zum Forum. Innerhalb des unregelmäßigen Straßennetzes laufen die zur Küste führenden Querstraßen zumeist nicht durch, sondern verspringen und/oder enden an einer der Hauptstraßen.

Die beiden Hauptstraßen teilen das Untersuchungsgebiet in mehrere Zonen auf, die sich in ihrer Bebauungsstruktur voneinander unterscheiden. Im Südwesten bildet das Forum mit seiner Umgebung einen eigenen Stadtraum, und die übrigen Bereiche werden durch die Hauptstraßen in drei unterschiedlich gestaltete Zonen aufgeteilt.
1) Im Bereich um das Forum, wo bislang lediglich die Lage der Basilika gesichert war, trat nunmehr auch die übrige Randbebauung zutage. Das Magnetometerbild wird hier zwar durch frühere Freilegungsaktivitäten teils stark verunklärt, aber immerhin traten einzelne Bauten in großer Klarheit zutage, so ein Hofheiligtum an der Nordecke des Platzes.
2) Die Küstenzone, die von der heutigen Küste bis zur südöstlichen Hauptstraße reicht, wird von großen Baukomplexen besetzt. Von diesen waren bislang nur die Horrea und das Macellum im Südwesten sowie das Theater im Nordosten bekannt. Die Prospektion zeigte nun, dass der gesamte Küstenstreifen dazwischen dicht mit weiteren Großbauten besetzt war, unter denen sich offenkundig mehrere Speicherbauten befinden.
3) Das von den beiden Hauptstraßen eingefasste Gebiet weist zwischen der Forumsbasilika und dem Theater eine unregelmäßige Bebauung auf, mit Gebäuden von unterschiedlicher Größe, Gestalt und Orientierung. Gruppen von kleinen Räumen und einige rechteckige Innenhöfe deuten auf das Vorherrschen von Wohnbebauung.
4) Die landeinwärts, jenseits der nordwestlichen Hauptstraße liegende Zone wird von der modernen Küstenstraße durchschnitten und konnte daher nur teilweise erfasst werden, doch deuten sich hier etwas regelhaftere Insulae an. Im Nordosten dieses Bereiches zeigte sich im Magnetogramm in größter Klarheit ein Hofheiligtum, bestehend aus einem von Säulenhallen gesäumten Hof, gegen dessen Rückwand ein dreiräumiger Kultbau gesetzt ist.

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Meninx weist deutliche Gemeinsamkeiten mit Sabratha und Lepcis Magna auf, den beiden prominenten tripolitanischen Küstenmetropolen. So liegt das Forum (in Lepcis Magna: das Alte Forum) jeweils unweit der Küste, und alle drei Städte und verfügen über die üblichen öffentlichen Bauten einer römischen Metropole, darunter ein Theater etwa derselben Größe.
Von den beiden anderen Hafenstädten unterscheidet sich Meninx aber markant in der Verteilung seiner Großbauten. Ungewöhnlich ist, dass sowohl das Theater als auch das Macellum nah an der Küste liegen. Und während in Sabratha und Lepcis Magna die Hauptstraßen zum Meer führen, verlaufen sie in Meninx parallel zur Küste.

Das auffallendste Kennzeichen der Stadtanlage von Meninx ist die gelängte Erstreckung entlang der Küste. Diese Besonderheit ist offenbar auf zwei Faktoren zurückzuführen, einen geographischen und einen wirtschaftlichen. Anders als etwa in Sabratha oder Lepcis Magna, besteht das unmittelbare Hinterland von Meninx aus unfruchtbaren Salzton-Ebenen, die keine landwirtschaftliche Nutzung erlaubten. Vor allem aber war Meninx ökonomisch ganz auf das Meer hin orientiert. Die flachen Küstengewässer lieferten neben Fisch vor allem Murex-Schnecken für die Purpurproduktion, also den wichtigsten Wirtschaftszweig der Stadt. Diese Fokussierung erforderte eine angemessene kommerzielle Infrastruktur, und hierin liegt offenbar der Grund dafür, dass eine größere Zahl an Monumentalbauten vor allem wirtschaftlicher Funktion so nah an der Küste errichtet wurde.

meninx - bild 2019_2Weiterführende Informationen finden sich in dem kürzlich publizierten Aufsatz zu den Ergebnissen der Prospektionskampagne 2015:
S. Ritter – S. Ben Tahar – J. W. Fassbinder – L. Lambers, Landscape archaeology and urbanism at Meninx: results of geophysical prospection on Jerba (2015), in: Journal of Roman Archaeology 31, 2018, S. 357–372.

 

 

 

 

 

 

 

 

 Die Prospektionskampagne 2015: Mitarbeiter

20 - homepage Mitarbeiter I - P1130486 21 - homepage Mitarbeiter II - IMG_0100 

  • Prof. Dr. Stefan Ritter (LMU München, Institut für Klassische Archäologie)
  • Dr. habil. Sami Ben Tahar (Institut National du Patrimoine (INP), Houmt Souk/Djerba)
  • PD Dr. Jörg Fassbinder (LMU München, Department für Geo- und Umweltwissenschaften und Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)
  • Lena Kühne M. A. (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München)
  • Dennis Beck M. A. (Freie Universität Berlin, Exzellenzcluster TOPOI)
  • Sebastian Graf (TU München, Lehrstuhl für Geodäsie)
  • Julian Pimpi (TU München, Lehrstuhl für Geodäsie)
  • Olfa Souissi (étudiante, Université de Tunis)
  • Marwan Ben Ibrahim (étudiant, Université de Tunis)
  • Riadh Ben Ibrahim (étudiant, Université de Tunis)
  • Rhoma Abdjli (gardien, INP)