Klassische Archäologie
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Das Projekt und seine Fragestellungen

Vorgeschichte

Das laufende Feldforschungsprojekt baut auf den langjährigen, originär epigraphischen Forschungen von Thomas Corsten in der Kibyratis auf. 2006 kam es im Rahmen eines von Christina Kokkinia (Institute for Greek and Roman Antiquity, Athen) geleiteten Projekts zur Aufnahme der Inschriften und archäologischen Überreste der zur kibyratischen Tetrapolis gehörenden Stadt Bubon zu einer ersten Zusammenarbeit zwischen ihm und Oliver Hülden. Im Jahr 2008 wurde dann mit einem teils intensiven, teils extensiven archäologischen Survey zur Untersuchung der regionalen Siedlungsstrukturen sowie der materiellen Kultur der gesamten Kibyratis begonnen. Zeitlich ist dabei der Bogen von der frühen Eisenzeit bis in die Spätantike gespannt. Aufgrund der Befundsituation hat sich dabei zunächst ein Schwerpunkt auf den vorkaiserzeitlichen Epochen ergeben. Nach der Kampagne 2012 zeichnet sich nun aber eine chronologische Verschiebung zugunsten der Kaiserzeit und Spätantike ab, die auf der Entdeckung entsprechender, höchst aufschlussreicher Befunde beruht.

Forschungsansätze

Die Kibyratis stellt trotz diverser Forschungen seit dem 19. Jahrhundert in archäologischer Hinsicht eine weitgehende terra incognita dar, weshalb schon jegliche Auswertung der an der Oberfläche sichtbaren antiken Hinterlassenschaften als Verbesserung des aktuellen Kenntnisstandes zu betrachten ist. Diese weitgehende Unkenntnis ist insofern erstaunlich, da die Region in einer Überlappungszone diverser kleinasiatischer Kulturlandschaften gelegen ist. Damit bietet sie nicht zuletzt unter dem Aspekt der Untersuchung von Akkulturationsphänomenen einen äußerst günstigen Ausgangspunkt sowohl für die Schärfung der die eigene Kultur betreffenden Konturen als auch für einen Vergleich mit den Kulturen der Nachbargebiete.

Vom chronologischen Standpunkt aus erscheinen Umbruchzeiten innerhalb der historischen Entwicklung von besonderem Interesse. Dies betrifft etwa die mögliche Integration der wahrscheinlich mit der aus Schriftquellen bekannten Kabalis gleichzusetzenden Region in den phrygischen und lydischen Herrschaftsbereich sowie später in das achämenidische Großreich. Während sich in den ersten beiden Fällen vorrangig die Frage nach der Identität der Einwohner des später als Kibyratis bezeichneten Gebiets stellt, drängt sich im zweiten Fall die Frage nach dem konkreten Niederschlag der persischen Herrschaftsübernahme auf. Ganz ähnliche Fragen lassen sich im Hinblick auf das postulierte Ausgreifen des ostlykischen Dynasten Perikle von Limyra und der Hekatomniden in die Region formulieren. Schließlich verdienen die mit der vorgeblich von Pisidern initiierten hellenistischen Gründung von Kibyra und der späteren Eingliederung ins Imperium Romanum sowie der Christianisierung einhergehenden Veränderungen besondere Aufmerksamkeit.