Klassische Archäologie
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Forschungsgebiet und Geschichte

Topographie

Das nach der antiken Stadt Kibyra als Kibyratis bezeichnete Forschungsgebiet umfasst in etwa den westlichen Teil der Provinz Burdur in der Südwesttürkei. Damit nimmt die Region eine Position an der Nahtstelle der bedeutenden antiken Kulturlandschaften Lykien, Lydien, Phrygien, Pisidien und Karien ein.

 Karte

Historischer Hintergrund

Geschichte und politische Zugehörigkeit des Gebiets sind bis in das späte 3. bzw. beginnende 2. Jh. v. Chr. weitgehend unbekannt. Weite Teile dürften allerdings einer schon durch Herodot bekannten Region mit Namen Kabalis zuzuweisen sein. Im Zuge der Eroberung Kleinasiens in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. ging die Region wahrscheinlich von lydischer Herrschaft in die persische über. In der Folge innerkleinasiatischer Machtkämpfe dürfte sie dann in der ersten Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. der Herrschaft des lykischen Dynasten Perikle von Limyra zugeschlagen worden sein, um nach dessen Scheitern vermutlich unter den Einfluss der karischen Hekatomniden zu geraten.

Das nahe der türkischen Stadt Gölhisar gelegene Kibyra selbst wurde vermutlich erst im (späten?) 3. Jh. v. Chr. durch einwandernde Pisider gegründet (Strab. 13, 4, 17) und präsentiert sich dem heutigen Besucher im Wesentlichen als durch hellenistisch-kaiserzeitliche Stadtplanung geprägte Ruinenstätte. Allerdings handelt es sich wohl nicht um eine völlige Neugründung, sondern Strabon spricht von der Verlegung einer älteren, offenbar lydischen Siedlung. Dieses „Alt-Kibyra“ kann aufgrund unserer Forschungen jetzt mit einem ca. 10 km Luftlinie entfernten Fundort am Gölhisar Gölü identifiziert werden.

Nach dem Frieden von Apameia im Jahre 188 v. Chr. beginnt die Geschichte von Kibyra an Kontur zu gewinnen. So fiel die Stadt wohl nicht an die pergamenischen Attaliden, sondern blieb bzw. wurde selbständig, was wohl gleichermaßen auf die weiter südlich gelegenen Nachbarsiedlungen Bubon, Balbura und Oinoanda sowie das östlich gelegene Olbasa zutraf. Vielleicht um 167/166 v. Chr. ging Kibyra dann eine Verbindung mit den drei zuerst genannten Nachbarorten ein und bildete mit ihnen gemeinsam eine Tetrapolis. Deren Mitglieder waren nach einem proportionalen Schlüssel an der Regierung beteiligt, wobei Kibyra als Haupt des Städtebundes zwei Stimmen besaß, während sich die anderen drei Städte mit jeweils einer Stimme begnügen mussten. In den 80er Jahren des 1. Jhs. v. Chr. wurde die Tetrapolis von dem Römer Murena aufgelöst. Während Kibyra in der Folge der Provinz Asia zufiel, wurden die drei anderen Städte vermutlich für kurze Zeit Lykien zugeschlagen. Olbasa dagegen war um die Mitte des 2. Jh. v. Chr. unter pergamenische Herrschaft geraten, wurde später der Provinz Galatia zugeteilt und erhielt eine Veteranenkolonie.