Klassische Archäologie
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"Alt-Kibyra"

 Alt-Kibyra

Von den drei Orten wurde der von uns mit „Alt-Kibyra“ identifizierten felsigen Halbinsel am Gölhisar Gölü zunächst die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Auf ihr erstreckte sich eine größere Siedlung, der nach Ausweis ihrer Fundkeramik, ihrer extrem weitläufigen Nekropole und ihres dicht besiedelten Umlandes offensichtlich eine Zentralortfunktion in vorhellenistischer, d. h. primär archaischer Zeit zukam. Unter den Keramikfragmenten finden sich zahlreiche Importe, welche die geographische Nahtstellenlage der Region widerspiegeln. Außerdem deuten unter anderem der Kopf einer zu einem Gespann gehörenden Pferdestatuette Pferdaus Terrakotta (s. Abb.), das Fragment einer Raubvogelskultptur aus Kalkstein sowie tönerne Verkleidungsplatten auf die Existenz eines nicht unbedeutenden Heiligtums hin. Das Fundgut wie die zahlreichen zugehörigen und mit pilz- bzw. phallusförmigen Markierungen bekrönten Tumuli deuten zudem auf einen lydischen Hintergrund der Siedlung hin, was sich mit der Überlieferung des Strabon deckt, Kibyra sei vor dem Eintreffen der Pisider lydisch besiedelt gewesen (Strab. 13, 4, 17). Damit dürfte die von A. Hall in den 1980er Jahren vorgeschlagene Identifizierung der Halbinsel mit  dem aus den Schriftquellen bekannten Toponym Sinda obsolet sein.

Trotz der nur in geringem Maß erhaltenen antiken Siedlungsreste und       ihrer teilweisen Überformung durch eine spätmittelalterliche bzw. frühneuzeitliche Nachfolgesiedlung wurde in den Kampagnen 2009 und 2010 eine umfassende Vermessung vorgenommen, deren Resultat in einem ersten Band zu unseren Forschungen in der Kibyratis in Form eines Plans vorgelegt werden kann. Einen ersten Eindruck von der Siedlung vermitteln unsere jährlich erscheinenden Vorberichte sowie eine aktuelle ausführlichere Abhandlung in Band 62 der Istanbuler Mitteilungen.